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Standort 1:

Moskau

(So. 09.09.01)

 

[.] russisch: Moskva (nach dem Fluss Moskva benannt), Hauptstadt Russlands. Moskau liegt im Zentrum der sogenannten Osteuropäischen Ebene bei 55° 45' nördlicher Breite und 37° 37' östlicher Länge. Von der Westgrenze ca. 1200 km und vom äußersten Osten ca. 12.000 km entfernt. 8,5 Millionen Menschen leben auf 878,7 km². 90% der Bevölkerung sind Russen. Der Rest gehört insgesamt 130 anderen Volksgruppen an. Fast 20% der Erwerbstätigen sind Kunstschaffende und Wissenschaftler.

Moskau-Kreml

Nur sechs Stunden in Moskau. Soviel Zeit blieb uns bei dem Zwischenstop in den Fernen Osten. Angesichts der Fülle an kulturellen Highlights erscheint dies geradezu lächerlich wenig Zeit zu sein, um die Stadt auch nur ein wenig kennen zu lernen. Und doch lohnt sich der Weg vom Flughafen in das etwa 1 Fahrstunde entfernt liegende Zentrum, dem Kitai-Gorod (Bereich des Roten Platzes und östlich davon) der Metropole. Der Weg lässt sich gut mit dem Bus zur Metrostation „Retschnoj Woksal“ (übers.: Flussbahnhof) und von dort direkt ins Herz der Stadt - dem „Roten Platz“ - bewältigen. Der Metronetz-Plan ist trotz der kyrillischen Legende gut lesbar, da er in der Art den unsrigen ähnelt. Die Metro selber ist leider in einem weniger gutem Zustand, dafür aber mit fünf Rubel pro Person sehr preiswert.

Spacck-Dalni

Erst einmal gestartet, entwickelt der Zug eine erstaunliche Geschwindigkeit und einen ordentlichen Lärm, der das gesamte Abteil erzittern läßt. Die Moskauer Metro gehört zu den schnellsten Europas und soll Geschwindigkeiten um 90 km/h erreichen. Eine abenteuerliche Geschwindigkeit, wenn man ihr Alter von über 60 Jahren (am 15. Mai 1935 erstmals 10 Stationen eröffnet) bedenkt. Das eigentlich faszinierende der Metro sind jedoch die kunstvoll verzierten Stationen, in unterschiedlichen Architektur-Stilen gestaltet: Einmal wird man in die Jugendstilzeit zurückversetzt, dann gleich darauf in klassizistische oder neoklassizistische Phasen der Baukunst. Für die Reliefs, Plastiken und Mosaike wurden über 20 Marmorarten und andere Steine verwendet. Tief unter die Stadt gelegt sind die 140 Stationen des 200 km langen Metronetzes und durch lange und steile Holzrolltreppen verbunden mit der Außenwelt.

An Station „Ploschtschad Revoljuzi“ (Mittelpunkt der Stadt!) angekommen, verlassen wir die endlosen unterirdischen Gewölbe und befinden uns inmitten prächtiger Gebäude, unschlüssig, welche Richtung einzuschlagen. Hier herrscht eine hohe Konzentration von historischen Gebäuden, Plätzen und Sehenswürdigkeiten von immenser Größe auf engstem Raum im Stadtkern. Das Bolschoi-Theater, das allgegenwärtige Lenin-Denkmal, berühmte Hotels, Einkaufspaläste (GUM) und nicht zuletzt der „Rote Platz“ eingekreist vom „Kreml“, dem „Historischem Museum“, dem „Lenin-Mausoleum“ und der „Basilika“ haben uns sämtliche Müdigkeit durch die schlaflose Nacht vergessen lassen.

Früh morgens ist der Rote Platz noch frei begehbar und lädt ein, aus seiner Mitte Fotos in alle Himmelsrichtungen auf die angrenzenden Gebäude zu schiessen. Eine Beschäftigung, die sich bestimmte asiatische Volksgruppen nicht nehmen lassen und jedes erdenkliche Motiv durchspielen und letztendlich in die Tat umzusetzen, was dann wiederum ein Foto für uns wert war.

Gegen 10.00 Uhr morgens werden dann Absperrgitter aufgefahren, und der Platz ist nur noch kontrolliert begehbar. Der Grund ist das Lenin-Mausoleum, das streng behütet wird und nur ohne Taschen betreten werden darf. Ein Umstand, der vielen besuchsfreudigen Menschen allerdings erst gewahr wird, wenn man nach halbstündigem Anstehen abgewiesen wird.

Die eigentliche Besonderheit über Moskau als Zwischenstation zu fliegen, ist der Wechsel des Flughafens: Reist man aus dem Ausland an, so muss vom internationalen Flughafen zum kleineren nationalen Flughafengebäude gewechselt werden. Der Flughafen selber bleibt der Gleiche, durch seine Größe entsteht jedoch der Eindruck als wechsele man mit dem Gebäude auch gleich den Flughafen, der mit einem Bustransfer in etwa 10 Minuten erreicht wird.

Standort 2:

Lazo/Lazowski-Zapovednik (Mo./Di. 10./11.09.01)

 

[.] Ein Tigersprung von rund 10.000 km Luftweg bringt uns in das fernöstliche Lazo.

Lazo liegt im 165.900 km² großen Primorskiy Krai (Primorje Region), im östlichsten Teil Russlands.

Dieser Ort  mit seinen rund 3.000 Einwohnern ist gleichzeitig das Verwaltungszentrum für den Zapovednik (Naturschutzgebiet). In einem einfachen zweistöckigen Steinhaus sind die Verwaltung und ein Museum untergebracht sowie einige Zimmer für Gäste. Der Ort selber besteht im Randgebiet aus mehrheitlich einfachen Holzhütten und im Ortskern aus mehrstöckigen Backsteingebäuden. Der Ort ist mit mehreren Einkaufsmärkten (Magasin), einer Schule, einem Krankenhaus und mindestens zwei Restaurants/Tanzlokalen für diese abgelegene Region über durchschnittlich gut versorgt. Nur gelegentliche Stromausfälle in den Abendstunden erinnern daran, dass die Versorgung ihr Limit erreicht hat und dieses auch mal überschritten wird – daran haben sich Bewohner längst gewöhnt und es kommt auch keine Unruhe auf, wenn dieser Zustand länger andauert.

 Steine-Ta-tschingousa

 

Lazowski-Zapovednik

Bei dem Lazowski-Zapovednik handelt es sich um ein 165.900 km² großes Naturschutzgebiet (Lazovski State Nature Reserve), daß 1935 gegründet, nach L.G. Kaplanov, dem 1. Direktor, benannt wurde. Es befindet sich im südlichen Teil des Sichote-Alin direkt an der Küste des Japanischen Meeres und besteht zu 96% aus Wald. Ursprünglich handelte es sich um ein 339.000 ha großes Areal, das in mehreren Schritten bis zur heutigen Größe reduziert wurde. Es sind dort bereits 1212 Pflanzenarten, 281 Moose, 403 Flechten und 756 Pilzarten nachgewiesen worden (Khokhriakov 2000). Des weiteren sind hier 57 Großsäuger heimisch. Neben den populären Arten, wie dem Amurleopard, dem Sikahirsch und dem Goral, leben hier viele der bedrohten Arten, die im sogenannten „Rotbuch“ Russlands (Äquivalent zur Roten Liste) aufgeführt sind. Besondere Erwähnung erfordert zudem der Amurtiger oder sibirische Tiger (Panthera tigris altaica). Nicht zuletzt durch sein Vorkommen verdankt der Lazovski-Zapovednik seine Daseinsberechtigung. Durch den WWF (World Wide Fund for Nature) wird das Naturreservat mit hohen Geldbeträgen (genaue Summen sind nicht bekannt, man geht aber von Millionenbeträgen in den letzten 10 Jahren aus) unterstützt. Ansonsten ist die Leitung des Reservats finanziell jedoch völlig auf sich selbst gestellt, da - wie eigentlich vorgesehen - keine Gelder aus Moskau fließen. Die Einnahmen beschränken sich insbesondere auf Einkünfte durch Touristen. Außerdem kommen Gelder durch ausländische Forschungsbesuche herein.

Zapevednik-Schild-Ta-tschingosa

Verwaltet wird das Reservat aus dem Naturschutzhaus in Lazo. Im Gebiet selber liegen vier ganzjährig bemannte Schutzhütten, die einerseits als Anlaufstelle für die Waldpatrouillen und andererseits als Forschungsstationen dienen. Zwei der Hütten (Karpad/Amerika) liegen im nördlichen Teil des Reservats im Wald, die anderen beiden (Ta-tschingousa/Petrova) liegen im südlichen Teil an der Küste zum Japanischen Meer.

Die Wächter dieser Hütten werden wochenweise abgelöst. Die mehrräumigen Holzhäuser sind in der Regel mit Holzofen und Gaskocher ausgestattet. Zudem besteht jeweils eine Aussentoilette, eine offene Sommerküche, ein Holzvorratschuppen und an zwei Hütten auch eine Banja (russische Sauna).

Küste-Ta-tschingousa

Insgesamt sind im Zapovednik etwa 20 Patrouillen beschäftigt. Deren wichtigste Aufgabe ist es, Wilderer zu stellen, die durch ihre Armut bedingte Jagd ein großes Problem für die Schutzmaßnahmen darstellen. Unter anderem ist auch der Namensgeber Kaplanov von Wilderern erschossen worden.

Momentan wird der Zapovednik von A.A. Laptev geführt, der sich für die wertvolle Arbeit  der Aufnahme von Tier- und Pflanzenwelt verantwortlich zeigt.

 

Standort 3:

Lazowski-Zapovednik – Ta-tschingousa

(Di. 11.09 - So. 16.09.01 und Fr. 05.10. - Mo. 08.10.01)

 

[.] Der Standort Ta-tschingousa im Lozowski-Zapovednik liegt unmittelbar an der Küste zum Japanischen Meer und gleichzeitig auf der Grenzlinie zum Zapovednik.

 

Strand-Ta-tschingousa

Der nächstgelegene Ort heisst Glaskovka. Glaskovka ist eine kleine Siedlung mit ein paar hundert Einwohnern. Die mehrstöckigen, hellen Backsteingebäude sind im Verfall begriffen. Ehemals war dieser Ort eine wachsende Siedlung, die sich um einen Industriezweig herum gebildet hat. An diese Zeit erinnert heute nur noch ein Betongerippe, das zu Sowjetzeiten eine Fabrik werden sollte. Heute hat Glaskovka aufgrund des abgelegenen Standortes und der geringen Beschäftigungsmöglichkeiten  eine Arbeitslosenquote von 80%. Zudem wird der Ort zu Hochwasserzeiten gänzlich von der Außenwelt abgeschnitten, da die einzige Zufahrtsstraße über eine nur provisorisch aufgeschüttete Brücke führt. Junge Leute sehen hier und auch in den umliegenden Siedlungen deshalb keine andere Möglichkeit, als in die Großstädte zu ziehen. Ältere Bewohner halten sich mit Kleinviehhaltung und Gelegenheitsjobs über Wasser. Um sich jedoch den Winter hindurch ernähren zu können und ein wenig Lebensqualität zu erhalten, gehen einige Dörfler auch illegale Wege. Der Holzeinschlag und das Wildern, ja sogar das Betreten des Zapovedniks ist strengstens verboten, doch ständig weisen hinterlassene Geräte, Tierschädel mit Einschusslöchern und eben wandernde Personen auf das Problem des Zapovedniks hin: Obwohl der Schutzstatus unumstritten ist, sehen einige Tierschützer für die wilden Tiere wie den Tiger aufgrund der Wilderei in Zukunft kaum Überlebenschancen.

Baumpilz-Ta-tschingousa

Während einerseits Menschen in ihrer Not für den Eigenbedarf jagen und sich dann im Falle des Entdecktwerden häufig ohne Gegenwehr ergeben und sogar bei den Wildhütern zum Teil Verständnis für ihre Situation bekommen, stellt eine andere Klientel ein viel größeres Problem dar: Reiche Gebietsfürsten haben die Jagd als Zeitvertreib entdeckt und können sich durch Bestechung jederzeit wieder frei zu kaufen. Außerdem hat das weitmaschige Gesetzwerk so viele Lücken, dass selbst Wiederholungstäter in der Vergangenheit z.T. nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnten.

 

 

 

Waldgebiete und Spuren von Siedlern im Sichote-Alin

Waldrand-Ta-tschingousa

Laut Knystautas waren 1987 96% der Fläche des Lazo-Zapovedniks von Wald bedeckt. Besteigt man einen der vielen Gipfel dieses gebirgigen Gebietes – dessen höchster Gipfel, der Oblachnaya, in 1855 m Höhe liegt - schaut man auf eine kaum enden wollende Laubwaldlandschaft mit fleckenartig eingefügten Nadelbaumbeständen. Unterbrochen wird diese Landschaft nur von mäandrierenden Flüssen und in der Ferne liegenden Orten mit den angrenzenden Ackerflächen. Etwa 1000 Arten höherer Pflanzen beherbergt diese Abgeschiedenheit. Und während der Blick über die Baumwipfel schweift, ist es nicht unwahrscheinlich, das sich im Schutz des Waldes seltene Tiere, wie der Sika-Hirsch (Cervus nippon hortulorum), der Goral (Nemorhaedus caudatus), der Rotwolf (Cuon alpinus), der Braunbär (Ursus arctos), der Fischuhu (Ketupa blakistoni), das Moschustier (Moschus moschiferus), der Isubrahirsch (Cervus elaphus xanthopygus) oder der Amurleopard (Panthera pardus orientalis) bewegen.

In den hohen Lagen ist die Tundra die bestimmende Vegetationsform. Darunter zieht sich ein Gürtel steiniger Tundra, deren Bewuchs aus Sibirischer Kiefer und Kleingehölzen (Rhododendren) besteht, entlang. Danach folgt bereits die Waldvegetation. Im südlichen Gebiet sind besonders Mischwälder verbreitet. Eine bedeutende Rolle spielen dabei die Mongolische Eiche (Quercus mongolica), die Amurlinde (Tilia amurensis), die Mandschurische Esche (Fraxinus mandshurica). Diese sind häufig in Verbindung mit verschiedenen Ahornarten, Ulmen, dem Walnußbaum (Juglans mandshurica) und dem characteristischen Korkbaum (Phellodendron amurense, lat.: phello = Kork) zu finden. Die höher gelegenen Gebiete im Süden bestehen vorangig aus Steinbirke (Betula ermani), Fichte (Picea ajanensis) und Tanne (Abies nephrolepsis). In den Auenlandschaften prägen vor allem große Pappelbestände (Populus tremula/maximoviczii) das Bild. Große Teile der Wälder besitzen kaum Unterwuchs unter dem dichten Kronendach. An Lichtungen und in den Übergängen zu den Auenlandschaften haben sich sumpfige Wiesen, mit Farn bewachsene Flächen und schmale Streifen mit Gehölzen mittlerer Höhe, wie Limmonik (Schisandra sinensis), Aralie (Kalopanax septemlobus), Wacholder (Juniperus sibirica), Rhododendren, Pfaffenhütchen (Evonymus latifolius) und verschiedene Vaccinienarten gebildet. Überall in den niederen Gebieten ranken Amur-Reben (Vitis amurense) in die Baumwipfel, die im Herbst wie rotglänzende Wasserfälle aus den Bäumen zu fallen scheinen. Selten geworden ist dagegen in den geschützten Zonen der Ginseng (Panax ginseng).

Unsere anfängliche Vermutung, daß wir in diesen entlegenen Gebieten, in denen der kommerzielle Holzeinschlag kaum vorgedrungen ist, auf Bestände von „Urwald“ treffen, hat sich allerdings nicht bestätigt. Jedenfalls nicht, wenn man davon ausgeht, dass alte Baumriesen den Charakter eines Waldes ausmachen. Kaum ein Baum dürfte hier das Alter von 50 Jahren überschritten haben.

Korkbaum-Karpat

Dies mag vielleicht an den häufigen Waldbränden liegen, die die Waldbestände jung halten. Andererseits sind schon zur Wende des 19. Jh. große Flächen durch den Menschen beeinflußt worden. Eine eindeutige Erklärung haben wir aber nicht.

Einige Stellen in den Waldgebieten beherbergen noch so eben erkennbare Reste menschlicher Behausungen. Häufig sind es nur schüttere Haufen von groben Steinbrocken, die einen Hausgrundriss erahnen lassen. Diese Gesteinsreste gehen auf kleinere koreanischen Siedlungen zurück, die hauptsächlich in Küstennähe gelegen haben. Die Siedlungen sind schon mehrere hundert Jahre alt, wurden jedoch erst in den 30er Jahren und im Zuge der russischen Verdrängung in den Jahren 1948-52 aufgegeben. Viele Freilandflächen in der Nähe dieser ehemaligen Siedlungen, gehen ebenfalls auf diese koreanischen Siedler zurück und werden nach wie vor genutzt. Im Gebiet um Lazo bestanden vormals drei Siedlungen von denen keine bestehen blieb. So sind sämtliche heute existierenden Siedlungen jüngeren Alters, außer Lazo, das schon zu Zeiten Dschingis Khans bestand. Umsiedlungen sind besonders nach Kasachstan erfolgt. Die indigene Bevölkerung der Golden, Nanai, Orochi, Udege und Mandschuren, die einstmals ebenfalls in diesen Gebieten ansässig war, besteht heute nur noch aus rund 2.000 Personen und hat sich inzwischen fast vollständig mit den neuen Siedlern aus dem Westen vermischt.

Auenlandschaft-Karpat

 

Standort 4:

Lazowski-Zapovednik – Karpad (So. 16.09 – Do. 20.09.01 und Mo. 01.10. - Fr. 05.10.01)

 

[.] Die Karpad-Hütte hat sich für uns auf der Reise als Ort der Reinigung erwiesen. Eine Banja - idyllisch am Prjamamuschka gelegen – verleiht dieser im Umbau befindlichen Hütte seinen ganz besonderen Reiz. Die Banja ist die russische Sauna. Sie besteht hier aus einer 3-räumigen, separaten Hütte mit überdachter Terrasse und einem Holzvorratschuppen. Eine Banja wird im Gegensatz zu der uns bekannten Sauna mit Temperaturen von 60-70°C beheizt und die Luftfeuchtigkeit mit vielen Aufgüssen so hoch gehalten, daß sich innerhalb kürzester Zeit Kondenswasser am Körper bildet. Dieser Zustand kann schon schnell unerträglich werden, da das Atmen mit jedem Atemzug schwerer fällt. Sollte die äußere Reinigung jedoch nicht genug sein, so steht dem Banjagänger noch die „seelische Reinigung“ mit einem Laubwedel zur Verfügung. Dieser wird von einer zweiten Person geführt, der mit Wucht zuschlägt. Der Laubwedel läßt die Luft an der Haut stark zirkulieren und fördert die Durchblutung. Wir haben sogar erlebt, wie Personen den Laubwedel gegen sich selbst gerichtet haben.

Religiöse Gründe sollen dabei aber keine Rolle gespielt haben!

 

Der Tiger und sein Mythos

...

Gefährlich ist's den Leu zu wecken,

Verderblich ist des Tigers Zahn,

Jedoch der schrecklichste der Schrecken,

Das ist der Mensch in seinem Wahn.

Die Glocke, Schiller.

In so manch vergessenen Landstrich bringt er Leben und die Faszination, die auch uns ständig begleitete. Seine ständige, wenn auch oftmals unsichtbare Anwesenheit verleitete den ein oder anderen Schutzhüttenwärter uns bei einem Glas Vodka seine oder die Begegnung eines Verwandten mit dem Tiger und anderen Tieren blumig ausgeschmückt zu erzählen. Fast alle Erzählungen endeten entgegen unserer anfänglichen Erwartungen jedoch völlig glimpflich. Der Tiger wird immer wieder aus nächster Nähe völlig überraschend entdeckt und es entsteht ein neugieriger Augenkontakt, der so schnell endet wie er entstand. Erklärt wird dieses Verhalten dadurch, daß der Mensch nicht in das Beuteschema des Tigers passt und dieser deswegen auf Distanz bleibt, obwohl kaum eine Beute leichter zu haben sein dürfte. Versucht man mit den Augen eines Tigers zu sehen, würde der Mensch wahrscheinlich wie ein hilfloses, fremd riechendes Tier wirken, das giftiges Blei versprühend durch die Wälder lärmt.  Grundsätzlich ist ein Schuß zur Verteidigung aus nächster Nähe nicht ratsam, da der Schuß sehr genau sein muß, um zum sofortigen Tod des Tieres zu führen. Ginge der Schuß daneben, würde das Tier so sehr gereizt werden, daß ein Angriff unvermeidbar wäre. Einige Wildhüter haben bei Begegnungen darauf vertraut, daß der Tiger durch den lauten Knall eines Schusses das Weite sucht und damit auch Erfolg gehabt. Gelegentlich half aber auch nur ein genügend hoher Baum (über 5m Reichhöhe) um den Angriff zu überstehen.

Berggipfel-Karpat

Manchmal kann man den Tiger auf der Straße liegend antreffen, der sich auf dem sonnenbeheizten Asphalt aufwärmt. Sascha, ein ortsansässiger Fahrer, Wildhüter und Tausendsassa erzählt, daß der Tiger vor den herannahenden Autos keinen Respekt zeigt und einen Wagen zwingt anzuhalten. Wir können nur hoffen, daß das auch jeder Fahrer wirklich beherzigt.

Diese Begegnungen sind jedoch die Ausnahme und normalerweise Personen vorbehalten, die einzeln und leise unterwegs sind. So blieben uns nur seine Spuren als Hinweis auf seine Existenz. Tief in den Schlamm und Morast gedrückt zeichnet sich dann und wann eine fünfzehige Pranke ab, die handtellergroß war.

Insgesamt werden im Gebiet des russischen fernen Osten noch zwischen 415 und 475 Exemplare vermutet. Die Erhebung wurde 1995/96 mit Unterstützung des WWF durchgeführt und anhand von Vermessung der Tigerfährten mit großer Sicherheit ermittelt. Frühere Annahmen sind von wesentlich geringeren Populationen ausgegangen.

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Süden von Vladivostock bis in den Norden nach Komsomolsk-na-Amur. Das Gebiet umfaßt wesentliche Teile des Sichote-Alin-Gebirgszug, 700 km entlang des japanischen Meeres. Damit stehen den Tigern rund 100.000 km² zur Verfügung. Da aber ausgewachsene Männchen bis zu 2.000 km² - Weibchen rund 450 km² - Streifgebiet beanspruchen, ist diese Fläche knapp bemessen und Überschneidungen mit besiedelten Flächen unvermeidlich. Ein weiteres Problem für den Bestand ist nach wie vor die Wilderei, der jährlich schätzungsweise 40-50 Tiere zum Opfer fallen, da Tigerfelle und andere als Aphrodisiaka angebotene Teile besonders in China hohe Preise erzielen.

Wald-Karpat

Begegnungen in geschlossenen Ortschaften sind so gut wie gar nicht bekannt. Als Ausnahme gelten Tiere, die durch den Verlust ihrer Zähne jagdunfähig geworden sind und nun nach leichter Beute suchend die Vorstädte unsicher machen. Solche Tiere haben auch schon Menschen angegriffen und durch ihre mächtigen Prankenhiebe Verletzungen und Todesfälle verursacht. Der Zahnverlust rührt oftmals durch herumliegende Konservendosen und Töpfe her. So ist der Mensch selbst passiv dafür verantwortlich, dass dieses größte Raubtier seiner Art zur Gefährdung anderer und sich selbst wird.

Die „Nachbarschaft“ zum Lebensraum des Tigers wird jedoch nicht nur negativ bewertet: In vielen Erzählungen wird deutlich, wie verbunden sich die Bevölkerung mit dem Raubtier fühlt. In Vladivostock findet gerade bei unserem Besuch ein Festival zu Ehren des Tigers statt und in Lazo prangt ein riesiges Tigerportrait vom Ortsschild herab – Merkmale die bezeugen, dass die Menschen sich auf ein Zusammenleben mit dem Tiger eingestellt haben und auf ihr Wappen- und Symboltier auch mit Stolz blicken.

 

 

 

Standort 5:

Vladivostok

(Fr. 21.09. - Mo. 24.09.01)

 

[.] Die Wortbedeutung der 1860 gegründeten Stadt lautet „Beherrsche den Osten“ (auch: Herrscherin des Ostens). Vladivostok ist der östliche Bezugspunkt zu Moskau und trotz der weiten Entfernung diesem kulturell näher als z.B. China oder Korea. Durch einige Symbole wird diese Nähe in der Stadt dargestellt. Besonders deutlich wird dies  durch die Verbindung der „Transsib“ von Moskau nach Vladivostok, welche gleichzeitig der Endpunkt dieser weltweit längsten Eisenbahnstrecke ist. In dem sehr aufwendig restaurierten Bahnhof - und zugleich einem der repräsentativsten Gebäude der Stadt - ist in einem Deckengemälde der Vorhalle die Strecke symbolisch zusammengefaßt und mit einer Länge von 9.288 km angegeben.

Schachspieler-Vladivostok

Vladivostok ist mit seinen 660.000 Einwohnern gleichzeitig die Hauptstadt der Region Primorje (=Küstengebiet) und Marinestützpunkt am Pazifik in der dreiseitig geschützten Bucht, die als „Goldenes Horn“ bezeichnet wird.

Hier sind neben der einheimischen Bevölkerung viele Chinesen anzutreffen, die zum größten Teil Handel treiben und dazu die meisten Hotels der Stadt fast dauerhaft belegen.

Ein anderer Teil reist hier zum Jahresurlaub hin, da der Weg nach Russland und damit auch an die Küste kürzer ist, als erst im eigenen Land um Korea herum zu fahren, um zum Meer zu gelangen.

Letzterer Umstand hatte zur Folge, dass wir erst weit außerhalb von Vladivostok (45 Min. langsame Zugfahrt mit der sog. „Elektritschka“) ein Hotel mit genügend freien Räumen fanden. Dieses Hotel – namens Waldlichtung (Lesnaja Poljana) - liegt im Stadtteil „Cadgorod“ (Gartenstadt), einem bewaldetem Gebiet mit kleinen holzumzäunten Siedlungen aus Datschas. Die Datschas sind zum einen Wochenendhäuser und Erholungsgebiet, zum anderen aber auch Teil der Eigenversorgung. Der Garten um eine Datscha - häufig 30m² - ist mit Gemüse bepflanzt, und was nicht selbst verwendet werden kann wird am Straßenrand eimerweise für wenige Rubel verkauft.

Selbst hier außerhalb der Stadt sind sämtliche Zimmer von Chinesen belegt, und wir müssen tags darauf umziehen, um Neuankömmlingen Platz zu machen. Der Komfort eines Hotels kann sehr unterschiedlich ausfallen. Während in einigen Hotels das Zimmer mit Ungeziefer geteilt werden muss, bieten teurere Hotels den gewohnt gepflegten Standard. In einem Hotel befanden sich eine Sauna, ein Billardraum und Speisesaal. Es werden auch unzweideutige Angebote über mögliche Gesellschafterinnen gemacht, was zeigt, dass Touristen nicht nur zu geschäftlichen Dingen veranlasst werden her zu kommen.

Vladivostok fiel erst mit dem östlichen Baubeginn der Transsibirischen Eisenbahn 1891 durch Zar Nikolaj Bedeutung zu. Einen Aufschwung erlebte die Stadt erst ab 1960. Ein Grund dafür, weshalb viele Gebäude entweder modern oder heruntergekommen aussehen. Die ältesten und ansehnlichsten Gebäude stammen aus der Zeit des Jugendstils, wie etwa das alte Kaufhaus „GUM“ (Gossudarstwennyi Uniwersalnyi Magasin, Bauzeit 1902-1906) der deutschen Kaufleute Gustav Kunst und Gustav Albers.

An der „Ulica Svetlanskaja“, der Hauptstraße Vladivostoks liegen viele der Sehenswürdigkeiten. Unter anderem das GUM und der Zentralplatz – mit dem auffälligen Denkmal - des Kämpfers mit Budjonny-Mütze, Flagge und Trompete - unweit vom „Weisheitszahn“ - ein weißes Hochhaus, in dem die Gebietsadministration untergebracht ist.

Interessant und zahlreich sind Vladivostoks Museen. Hier bietet sich vor allem das Ozeanarium an der Strand- und Vergnügungsmeile im Westen der Stadt an. In dem 1991 in russisch-japanischer Kooperation errichteten Aquarium sind viele Exponate der heimischen Meereswelt, insbesondere aus der Tiefsee, ausgestellt.

Für den naturkundlich Interessierten bietet sich auch das 1999 eröffnete Universitäts-Museum an. Hier sind auf zwei Etagen die heimische Tier- und Pflanzenwelt,  bekannte Forscherpotraits aus der Region und kulturgeschichtliche Güter, wie Waffen, Trachten, archäologische Funde und Gerätschaften der Neuzeit untergebracht.

Ein unbedingtes Muss ist das sehr umfangreiche Vladimir-Arsenjew-Museum in der Nähe des Zentralplatzes. Dem Natur- und Völkerkundler zu Ehren, der um die Jahrhundertwende lebte (1872-1930), wurde auf drei Etagen Material aus Naturkunde, Kulturgeschichte, Seefahrt, Ureinwohnergeschichte, Kriegs- und Politgeschichte zusammengetragen. Die Eintrittspreise sind im Vergleich zu den Unterkünften günstig, dürften für viele Einheimische jedoch unerschwinglich sein.

Das Geldtauschen kann in jeder Bank vorgenommen werden. Sind diese geschlossen setzt sich manchmal jemand mit einem Tisch vor den Bankschalter und tauscht das Geld schwarz und zu einem besseren Kurs! Auffällig ist, dass sämtliche Münzen und Scheine aus dem Jahr 1997 und 2001 stammen. Mir wurde dies damit erklärt, dass so viel Falschgeld im Umlauf war, das man die alten Münzen und Scheine komplett aus dem Verkehr genommen hat und neue entworfen hat.

Dreistigkeit hat sich bei vielen Bewohnern breit gemacht. Ein amüsantes Schauspiel ist es, zu beobachten, wie sich die Abteile in der Elektritschka schlagartig leeren können. Anders als für die etwas heruntergekommene und einfache Straßenbahn in Vladivostok muss das Ticket für die Elektritschka bezahlt werden. Dies wird allerdings auch nur von wenigen getan. Kommt dann eine Kontrolleurin, die von vielen Augenpaaren bereits erwartet wurde, leert wenige Sitzplätze vor dem Erscheinen der Betreffende oder sogar das ganze Abteil seinen Platz und verlässt den Zug an der nächsten Station, um in einen hinteren Waggon wieder zuzusteigen. Eine Art Rotationsprinzip, das jedem bekannt ist, natürlich auch den diensthabenden Kontrolleuren, die sich aber wenig darum scheren. Diese scheinbare Ruhe repräsentiert auch das Bild einer wartenden Schlange an einer Bushaltestelle. In Reih und Glied steht man dem Bus an. Ist dieser voll, was eine offizielle Person im Bus entscheidet, wartet man eben auf den Nächsten.

 

Essen und Trinken

In Vladivostok ist neben den landestypischen Speisen Pel'meni (fleisch- oder fischgefüllte Teigtaschen) und Borschtsch-Suppe bzw. Suppen im allgemeinen vor allem die asiatische Küche vorherrschend. Vom Schaschlik-Stand am Straßenrand bis zum China-Restaurant hat hier die asiatische Küche Einzug gehalten, wohingegen die europäische Küche kaum eine Rolle spielt. Zutaten werden auf den Märkten erstanden, die eine Fülle an frischen Waren bieten. Meistens sind die Märkte eine Ansammlung aus feststehenden kleinen Hütten, manche begehbar, andere nur nach vorne offen. Auf diesen Märkten werden zugleich auch Kleidung und Elektroartikel angeboten. Einen Imbiss kann man jederzeit bei einer der vielen Straßenverkäuferinnen erstehen. Ältere Frauen bieten selbst gebackene oder frittierte, gefüllte Teigwaren aus ihren Kühlboxen an. Oftmals sitzen solche Frauen auch nur vor einem Tablett mit aufgehäuften Sonnenblumenkernen, die von vielen Menschen gerne nebenher gepult und verzehrt werden.

Zu den traditionellen Getränken gehört - wie nicht anders zu erwarten - der Vodka. Das Wort leitet sich von Voda (= Wasser) ab und ist eine Verniedlichung, würde also übersetzt als „Wässerchen“ bezeichnet werden. Das Sortiment an Vodkasorten ist kaum zu überschauen, da jede kleine Stadt ihre Marke hat und es als chic gilt, sich mit seinem Namen auf einer Vodkaflasche zu verewigen. Nebenbei ist die Schwarzbrennerei, besonders in den ländlichen Gebieten weit verbreitet. Diese Brennereien werden von Zeit zu Zeit ausgehoben, aber nie ernsthaft eingeschränkt. Aus diesen Brauereien kommt neben dem 40% Vodka auch Selbstgebrannter (= Samogon oder Spirt) mit 96% Alkoholgehalt.

Es ist kaum zu glauben, aber selbst unser 100% Konservierungsalkohol hat bei einigen Leuten zu großer Trinkfreude geführt. Um den morgendlichen Rausch dann zu besiegen, wird darauf als Medizin erstmal ein Vodka getrunken. Erklärungsversuche, dass dies kaum zum Erfolg führen könne, sind da zwecklos!

Dima, russischer Schutzwärter und Abstinenzler, erzählt mir, dass das Vodka-Problem einige Tricks hervorgerufen hat. Um den Alkohol in seiner Wirkung effektiver zu machen, werden Brotkrumen mit Vodka getränkt und von 1 Flasche sollen 10 Leute betrunken werden - wobei ich diese Wirkung sowieso schon als erwiesen hielt! Um Vodka zu schmuggeln werden Wassermelonen, die im Spätsommer oft angeboten werden, mit Vodka gespritzt und bei entsprechender Gelegenheit verzehrt.

Es muss aber nicht immer Vodka sein. Als alkoholfreies Getränk wird besonders „Kvas“ getrunken. Ein dunkles malzbierartiges Getränk aus Schwarzbrot und Rosinen, süßlich-herb im Geschmack. Sonst wird viel Wasser, Kaffee und Tee (Tschai) getrunken und die westlichen Limonaden haben natürlich längst Einzug gehalten. Als weitere Besonderheit, sehr süß im Geschmack, ist die Waldmeisterlimonade – künstlich grün gefärbt – die unter anderem als „Tarchun“ im Handel ist.

 

Standort 6:

Chanka-See

(Mo. 24.09. - Sa. 30.09.01)

 

[.] Das nördlichste Ziel unserer Reise erreichen wir nach einer etwa 6 stündigen Bahnfahrt von Vladivostok nach Spacck-Dalni. In Spacck liegt das zuständige Naturschutzhaus, in dem wir die Genehmigungen für unseren Aufenthalt erhielten. Danach hieß es, sich bei der örtlichen Polizeistation vorzustellen und alle Formalitäten zu erledigen. Ohne russisch Kenntnisse wird dieser Akt leicht zum Problem und wir waren froh, einen Mitfahrer bei uns zu haben, der einige Schulkenntnisse bewahrt hatte und bei dem kaum nachvollziehbaren Akt der Behördenarbeit Licht ins Dunkel brachte.

Als die Formalitäten erledigt waren, mussten wie immer genug Vorräte besorgt werden. Dazu suchten wir den örtlichen Markt und diverse kleine Lebensmittelhändler auf. Beim Einkauf beriet uns unser Fahrer und schaute nach möglichst günstigen Preisen. Der größte Teil der Vorräte bestand aus frischem Gemüse, Kartoffeln, Zwiebeln, Rote Beete, Kohl und Tomaten, die alle als Überproduktion aus den kleinen Gärten der Bewohner stammen. Dazu kamen Brote, Wurst, Käse und nicht zu vergessen die allabendliche Schokolade (aus deutscher Produktion) und Getränke. Der Einkauf sorgte bei den Umstehenden häufig für Verwunderung, da gerade Schokolade zu den Luxusgütern gehört und für die Bevölkerung nur zum deutschen Preisniveau selten erschwinglich ist. Abgerechnet wird in vielen Geschäften noch mit dem „Abakus“, einem Rechenschieber. Jede Reihe besteht aus 10 Holzkugeln, die für je eine Zehnerpotenz steht. Eine Reihe mit drei Kugel steht für die Kommastellen.

 Lachs

 

 Vogelfang und Beringung

Ziel des Vogelfanges ist weniger der Fang als solcher, sondern vielmehr die Beringung, Datenaufnahme und ein eventueller Wiederfang, der dann Vergleichsmöglichkeiten mit den neuen Daten ergibt. Der Fang erfolgte in unserem Fall mit sogenannten „Japannetzen“ mit einer Länge von 6-12m und einer Höhe von 2,5m. Je nach zu erwartender Vogelart variiert die Maschenbreite zwischen 16, 19 oder 25mm.

Das Netz besteht aus mehreren Reihen sogenannter Taschen, die durchhängen und so dem hereinfliegenden Vogel einen schonenderen Aufprall ermöglichen und ein Hängenbleiben sichern. Mit zwei Holzstäben werden die Netze an günstigen Standorten, wie Waldränder, Uferböschungen oder hochwachsenden Wiesen aufgestellt und regelmäßig kontrolliert. Sind erfolgreiche Fänge zu verbuchen, werden von jedem Vogel in mühsamer Kleinarbeit Daten aufgenommen.[Vogelart, Datum, Zeit, Fangort, (neue) Ringnummer, Gewicht, Brustmuskelausprägung, Mauser von Brustgefieder und Flügel, Gesamtflügellänge, Flugfederlänge ab Gelenk bis zur dritten Flugfeder oder mehr, Tarsus, Schnabellänge (z.T. mit Kopf), Alter, Geschlecht, Gefiederalter, Kleingefieder, Großgefieder, Schwanzfederlänge, Fettgehalt, Netzeinflugseite und Einflugtasche]

Eine Blutprobe erweitert die Foschungsarbeit noch, indem die Blutproben im Labor später auf die Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Vogelarten untereinander untersucht werden können.

 

 

Fotos: M. Behrens, S. Rochhausen   •   Text: S. Rochhausen 2002   •    E-Mail